Ein weiterer Weg in der Nachhaltigkeits-Strategie der Polytan Mutter Sport Group kommt mit der neugegründeten Schwestergesellschaft FormaTurf hinzu: Mit ihr bietet Polytan künftig das hundertprozentige Recycling von alten Kunstrasensystemen an. Im Essener Hafen ist auf 20.000 Quadratmetern eine hochmoderne Anlage für ein solches Kunstrasen-Recycling in Betrieb. Seit 2023 werden hier alte Kunststoffrasen-Beläge wieder dem Kreislaufwirtschaftssystem zugeführt.
Denn es ist nun mal so, dass nach etwa 12 bis 15 Jahren Nutzung ein Kunstrasen ausgetauscht werden muss, je nach Qualität, Pflege und Nutzungsintensität. Bislang war nicht allein die schiere Menge an Material, das es zu entsorgen gilt, ein Problem – beim Ausbau eines Kunststoffrasen-Großspielfeldes mit ca. 7.000 Quadratmetern fallen rund 200 Tonnen an –, sondern auch dessen mangelnde „Qualität“: ein Gemisch verschiedenster Stoffe, die durch den Spielbetrieb, aber auch durch die UV-Belastung teilweise verbraucht und abgenutzt sind. Und das Problem drängt, denn hierzulande gibt es etwa 6.000 Kunststoffrasenplätze, von denen etliche bald ihr Lebensende erreicht haben werden. Hinzu kommt, dass die Zahl der Plätze, die ausgetauscht werden müssen, künftig noch wachsen dürfte, einfach weil immer mehr Kunstrasenfelder gebaut werden.
Ausgediente Kunstrasenbahnen wurden bislang teils thermisch verwertet oder verpresst und dann exportiert – eine Lösung jenseits aller Nachhaltigkeitsbestrebungen. Deshalb geht Polytan das Problem mit der FormaTurf GmbH an, eine Tochter der Sport Group GmbH, um eine nachhaltige, ganzheitliche und zudem transparente Wiederverwertung von ausgemusterten Kunstrasensystemen zu realisieren. Dabei durchläuft der gesamte Rasen den Recyclingprozess, so dass am Ende der Rasenrücken ebenso wie die Filamente und das Infill wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden können.
Nach der Anlieferung der ausgebauten Kunstrasenrollen im „cut and roll“-Verfahren besteht der erste Arbeitsschritt im sogenannten Ausklopfen, um so einen möglichst großen Anteil von Sand und Infill vom Rasenrücken und den Filamenten zu trennen – immerhin macht der Sand rund 70% des Gewichts aus. Danach wird das Sand-/Infillgemisch voneinander getrennt und gesäubert. Am Ende lässt sich ein hochreiner Sand erzielen mit einem Reinheitsgrad von bis zu 99%. Anschließend wird der Sand getrocknet und im Idealfall als Infill wieder auf Kunstrasenplätzen zum Einsatz.
Da hierbei lange Transportwege nicht nur einen entscheidenden Anteil an den Gesamtkosten ausmachen, sondern die CO2-Bilanz trüben würden, strebt FormaTurf eine regionale Wiederverwendung an. Essen als Standort wurde nicht zufällig gewählt, denn in der bevölkerungsreichsten Rhein-Ruhr-Region ist die Dichte von Kunstrasenplätzen so hoch wie sonst nirgendwo in Deutschland – daraus ergibt sich zwangsläufig auch die höchste Zahl der in der Zukunft zu recycelnden Plätze.
In einem weiteren Schritt wird der Rasenrücken mit den Filamenten in millimeterkleine Stücke geschreddert, mit dem separierten Infillmaterial vermischt und dann werkstofflich recycelt. Dieses Verfahren, für das FormaTurf ein Patent angemeldet hat („Aptrusion“), erlaubt es, einen Sandgehalt von bis zu 75 Prozent mit zu verarbeiten. Denn trotz des Ausklopfens haben sich die Sandkörner über die Nutzungsdauer der Kunststoffrasenflächen teils eng mit den anderen Stoffen verbunden.
Der Rasenteppich und das Gummigranulat werden abschließend zu neuen Kunststoffprodukten verarbeitet wie zum Beispiel Nailorboards, Containerplatten oder modulare Flexbausteine, die übrigens auch im Sportplatzbau zum Einsatz kommen können. Die meisten recycelten Kunststoffprodukten sollen möglichst direkt wieder bei der Kunstraseninstallation beziehungsweise auf Sportanlagen eingesetzt werden.
Neben der kompletten Wiederverwertung von ausgetauschten Kunstrasensystemen strebt FormaTurf größtmögliche Transparenz bei diesem Vorgang an. Waren bislang die Wege, die die Kunstrasenbahnen nach dem Ausbau nahmen, für die Betreiber von Anlagen oft nicht nachvollziehbar, will FormaTurf hier mit „vollständig offenen Karten“ spielen. Garantieren wird das ein Tracking-System, bei dem jede einzeln ausgebaute Kunststoffrasenbahn über einen eigenen QR-Code individuell gekennzeichnet wird. Drei Scan-Vorgänge sollen den weiteren Weg nachvollziehbar machen: direkt nach dem Ausbau, bei der Anlieferung im Werk in Essen und beim Zuführen in den Recyclingprozess. So lässt sich für den Auftraggeber, also den Abfallerzeuger, der Verwertungsprozess klar dokumentieren.
Bleibt nachzutragen, dass die Energieversorgung des Werkes in Essen zu 100% mit grünem Strom erfolgt. Jeder Schritt der künftigen Produktion wurde zudem akribisch auf Energie- und Ressourcenschonung durchdacht – bis hin zur Beleuchtung über LED-Systeme.
Damit schließt sich die komplette Wertschöpfungskette von der Forschung und Entwicklung über die Produktion, den Einbau und die Pflege bis hin zum Ausbau und einem nachhaltigen Recycling, wie es kein anderer Verwerter in Deutschland bieten kann. Polytan als deutscher Marktführer bei Kunstrasensystemen und FormaTurf verfolgen mittelfristig das gemeinsame Ziel, nachhaltige Recyclingkonzepte für ganz Europa aufzuzeigen.
Mit unserer Green Technology, der Nutzung recycelter Kunststoffe und dem Recycling von ganzen Kunstrasensystemen stellen wir uns den Herausforderungen der Zeit!
Derart neu definiert haben unsere Kunststoffrasensysteme mit Blick auf Anwender und Sportler definitiv eine große Zukunft. Oder anders ausgedrückt: Mit Polytan stellt sich der Kunstrasen gerade neu auf – nachhaltig, ökologisch, recycelbar. Friedemann Söll, Leiter Produktmanagement der Polytan GmbH: „Wir sehen uns in unserer Branche als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und wollen das auf absehbare Zeit auch bleiben.“
Entdecken Sie spannende Neuigkeiten rund um moderne Kunstrasensysteme, Laufbahnbeläge, zukunftsweisende Technologien und allgemeine Informationen über Polytan. Abseits der News informieren wir Sie auch in unserem Blog mit Hintergrundinformationen zum Sportplatzbau, zur Nachhaltigkeit bei Sportböden und zu anderen Themen.